Den bisher größten ICO des Landes wollte die Grazer Genossenschaft lab10 collective dieses Jahr mit dem Blockchain-Projekt Artis hinlegen. Das erklärte Ziel: Fünf Millionen Euro wollte das Projekt rund um Thomas Zeinzinger dieses Jahr bei Investoren einsammeln und diesen den ATS-Token verkaufen. Dieser Krypto-Token sollte man später bei Artis dazu verwenden, um die österreichische Blockchain etwa für On-line-Bezahlmodelle wie Abonnements einzusetzen.
Doch das ambitionierte Projekt ist ins Stocken geraten. Im Mai wurde bekannt, dass die österreichische Finanzmarktaufsicht erst prüfen muss, ob die ATS-Token win Zahlungsmittel sind oder nur ein digitaler Gutschein für eine On-line-Dienstleistung. Außerdem wurde das Zeitfenster bis zum 26. Oktober ausgedehnt, um die angestrebte Menge an Ether (ETH) im Gegenwert von fünf Millionen Euro einzusammeln (Trending Topics berichtete).
„Läuft unserer Vorstellung zuwider“
Jetzt hat sich das lab10 collective aber dazu entschlossen, das Intitial Coin Providing (ICO) abzublasen. „In den letzten Monaten hat sich die technisch spannende Finanzierungsform by way of Preliminary Coin Providing in eine Richtung entwickelt, die nicht mit unseren Werten und jenen unserer Accomplice vereinbar ist und läuft unserer Vorstellung einer breiten und fairen Verteilung von Anlage- und Vermögenswerten diametral zuwider“, heißt es seitens Zeinzinger. „Der Fokus wird bei ARTIS künftig vielmehr auf dem Aufbau einer langfristig stabilen Group von Entwicklern und Usern liegen – jenseits von Spekulationsblasen.“ Das Projekt sei ausreichend finanziert, um 2019 launchen zu können. Die langfristige Entwicklung werde von Privatinvestoren und Institutionen getragen.
Was Zeinzinger und sein Kollektiv am heutigen ICO-Markt offenbar besonders stört: Durch Lockangebote bei Pre-Gross sales (üblicherweise werden Großinvestoren vor dem Publikumsverkauf hohe Rabattierungen gewährt) und hohe Ausgaben für Advertising and marketing würden oft Hypes erzeugt, von denen Kleininvestoren nichts haben. oft passiert es auch, dass nach einem ICO wenig bis gar nichts von dem, was vorher versprochen wurde, auch geliefert wird. Viele ICOs werden auch als Scams bezeichnet, weil Macher manchmal mit den eingezahlten Cash und Token abhauen.

Bei lab10 collective, nach Eigenangaben ein Kollektiv aus Software program-Entwicklern und Privateness-Aktivisten, hätte man sich gegen diese Advertising and marketing-Strategien entschieden und in Folge nicht genug Investoren überzeugen können. Je nach Tageskurs wurden bis zuletzt umgerechnet rund 200.000 Euro beim ICO eingezahlt – dieses Geld wird zurückgezahlt. Die Prüfung durch die FMA sowie die angekündigte Gründung einer Stiftung für Artis sind vom Tisch.
Schwieriger Markt
ICOs sind derzeit schwierig durchzuführen. Zwar gab es mit Telegram (1,7 Mrd. Greenback im Pre-Sale, ICO abgeblasen) und EOS (4 Mrd. Greenback) zwei sehr große Blockchain-Projekte, die dieses Jahr beträchtliche Summen eingesammelt haben. Doch ansonsten gab es immer mehr Negativmeldungen rund um Preliminary Coin Choices – zu letzt etwa die Ermittlungen der Schweizer Finanzmarktaufsicht gegen Envion wegen möglicher Verstöße gegen das Bankrecht bei einem 100-Millionen-Greenback-ICO (Trending Topics berichtete).
Außerdem ist der Krypto-Markt seit Monaten in einer schwierigen Part. Derzeit liegt die Marktkapitalisierung aller an Exchanges gehandelten Krypto-Belongings bei rund 250 Milliarden Greenback und damit weit unter den Höchstwerten zu Beginn des Jahres. Viele Besitzer von Bitcoins (BTC) oder Ethereum (ETH) wollen derzeit ihre (möglicherweise teuer eingekauften) Cash und Tokens nicht bei ICOs ausgeben und lieber hodeln – in der Hoffnung, dass die Kurse wieder nach oben gehen.
Jetzt wollen die 39 Mitglieder des Kollektivs weiter an der Technologie arbeiten. Artis soll als so genannte „Plasmachain“ zu einem bestandteil des Ethereum-Ökosystems werden und die Skalierbarkeit durch „Sensible Contracts“ besser lösen. Dazu sollen untergeordnete Blockchains generiert und damit die Synchronisation und Sicherheit bei Krytowerten verbessert werden.