Das weltgrößte Web-Netzwerk Facebook drängt mit seiner Digitalwährung Libra schnller auf den Markt als erwartet und setzt damit die Europäische Zentralbank (EZB) unter Druck. Laut „Financial Times“ will der US-Konzern unter Führung von Mark Zuckerberg (36) schon im Januar mit der Kryptowährung Libra an den Begin bringen. Die in der Schweiz für den Aufbau des Projekts gegründete Libra Affiliation wolle zunächst nur eine digitale Münze anbieten, die an den Greenback angebunden sei, berichtete die Zeitung am Freitag. Weitere digitale Versionen verschiedener Währungen sollen aber folgen.
Die Pläne haben Regierungen, Aufseher und Zentralbanken weltweit aufgeschreckt. Im Oktober hatte die EZB ihre Arbeit an einer digitalen Währung verstärkt. Mit dem Projekt nahm zuletzt auch die Diskussionen um die mögliche Einführung von digitalem Zentralbankgeld in Europa immer mehr Fahrt auf.
Mit dem Fb-Vorstoß steigt der Druck auf die EZB, ebenfalls schneller als bislang geplant nachzuziehen. Ein E-Euro wäre eine elektronische Kind von Zentralbankgeld und könnte von der breiten Bevölkerung genutzt werden. „Er würde Bargeld ergänzen, nicht ersetzen“, sagte EZB-Direktor Fabio Panetta (61) am Freitag auf einer Bundesbank-Konferenz zum Zahlungsverkehr. „Zusammen würden diese zwei Arten von Geld für alle zugänglich sein, was größere Wahlmöglichkeiten und Zugang zu einfachen, kostenlosen Bezahlwegen bietet.“
Bundesfinanzminister Olaf Scholz (62) rief die Europäische Zentralbank (EZB) zu einer raschen Entscheidung auf. Bislang ist diese laut Bundesbank-Präsident Jens Weidmann (52) noch nicht gefallen.
Die EZB hatte unlängst einen umfassenden Bericht über die mögliche Ausgabe eines digitalen Euro veröffentlicht, der von einer Taskforce um EZB-Direktor Panetta erarbeitet wurde. Laut EZB-Präsidentin Christine Lagarde (64) solle die Zentralbank darauf vorbereitet sein, einen digitalen Euro bereitzustellen, falls es Bedarf dafür gebe. Bis etwa Mitte 2021 will die EZB eine Entscheidung fällen. Eine öffentliche Konsultation zu einem digitalen Euro läuft gerade. Sie soll im Januar abgeschlossen werden.
Scholz sieht Development zu digitalem Zahlen
Bundesfinanzminister Scholz konstatiert einen starken Development hin zu bargeldlosen, digitalisierten Bezahlmöglichkeiten in Europa: „Es gibt eine Nachfrage nach digitalem Geld unter Verbrauchern und Unternehmen gleichermaßen.“ Dieser Nachfrage müsse nachgekommen werden. „Ich unterstütze die Arbeit der EZB an einem digitalen Euro voll“, sagte er.
Ökonomen warnen aber vor Risiken. Bankkunden könnten Geld von ihrem Konto abziehen und auf ihr E-Euro-Konto überweisen. Das würde Banken einer wichtigen Finanzierungsquelle berauben und sie noch stärker an die EZB bei Finanzierungsfragen binden. Aus Sicht von Bundesbank-Präsident Weidmann müssen die Vor- und Nachteile von digitalem Zentralbankgeld (CBDC) genau untersucht werden. „Klarerweise müssen Zentralbanken sicherstellen, dass das Gute, das mit CDBC verknüpft ist, jedwede Schäden, die es verursachen könnte, überwiegt“, sagte er. Ein digitaler Euro müsse einerseits so gestaltet werden, dass er für die Verbraucher attraktiv sei. „Andererseits – falls CBDC zu attraktiv ist, könnte es das bestehende Finanzsystem durcheinanderbringen“, warnte er.
Ihren Anhängern gelten Digitalwährungen wie den Libra oder Bitcoin als das „Geld der Zukunft“. Kritiker beklagen dagegen fehlende Kontrolle und damit eine Anfälligkeit für Missbrauch durch Terroristen und andere Kriminelle, vor allem jedoch die Gefahr für die Stabilität des Finanzsystems. Deshalb möchte die EU-Kommission Kryptowährungen regulieren.