Den ersten Handelstag an den Börsen im neuen Jahr hat die Zuversicht geprägt. Ungetrübt von der Diskussion in Deutschland über die Impfstrategie der Bundesregierung setzten Anleger auf ein nahendes Ende der Corona-Pandemie. Die Hoffnung nährten die in der ganzen Welt begonnenen Impfkampagnen gegen das Corona-Virus. Damit verbunden ist die Erwartung, dass es im neuen Jahr zu einer kräftigen Erholung der Weltwirtschaft kommt. Allerdings schwebt über diesen Optimismus das Menetekel der weiterhin steigenden Infektionszahlen und längeren, die Wirtschaft belastenden Lockdown-Maßnahmen.
Der deutsche Aktienindex Dax stieg am Montag auf ein Rekordhoch von 13.907,13 Punkten. Bis zum Nachmittag gewann der Leitindex 1 Prozent. Auch der M-Dax für mittelgroße Werte erreichte eine Bestmarke von 31280,75 Punkten.
Seine Rekordjagd setzte der Krypto-Vermögenswert Bitcoin fort, der die Marke von 30.000 Greenback weiter hinter sich ließ. Am Montag stieg der Preis bis auf 33.665 Greenback, ein Anstieg seit Jahresanfang von 16 Prozent. Jedoch ging es am Montag zeitweise bis auf 28.019 Greenback runter. Die enormen Kursschwankungen sind für Bitcoin alles anderes als außergewöhnlich. Kritiker sprechen daher dem auf Pc-Rechenleistungen beruhenden Vermögenswert die Eigenschaft als Digitalwährung ab, weil die hohen Kursschwankungen den Einsatz als Tausch- oder Wertaufbewahrungsmittel deutlich einschränken. Jedoch conflict vor wenigen Wochen die Mitteilung des On-line-Zahlungsdienstes Paypal, künftig auch Bicoin als Zahlungsmittel zu akzeptieren, das Startsignal für den beeindruckenden Kursanstieg. Dies soll auch Finanzinvestoren angelockt haben.
Der Abverkauf erinnere daran, dass es sich um eine vergleichsweise neue und hochgradig risky Anlageform handele, die ihren Platz noch finden müsse, sagte Adrian Lowcock, Leiter der Privatkundenabteilung von Willis Owen der Nachrichtenagentur Bloomberg. Es seien noch viele Hürden zu überwinden.
Auch Gold stand am Montag hoch im Kurs. Der Preis erhöhte sich um 1,7 Prozent auf 1943 Greenback je Feinunze (31,1 Gramm). Die Greenback-Abwertung macht das Edelmetall für Investoren außerhalb der Vereinigten Staaten attraktiver. Die amerikanische Währung verbilligte sich weiter. Der Greenback-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, fiel zeitweise auf ein Drei-Jahres-Tief von 89,423 Punkten. Im Gegenzug verteuerte sich der Euro auf 1,2309 Greenback. Als zweiter Grund für den Preisanstieg wurde auf die Eigenschaft von Gold als Inflationsschutz verwiesen. Hier richten sich die Hoffnungen auf die am Dienstag anstehenden Nachwahlen zum amerikanischen Senat in Georgia. Sollten die Demokraten des designierten Präsidenten Joe Biden auch dort die Mehrheit erringen, sei mit steigenden Staatsausgaben zu rechnen, erwartet Nicholas Frappell, Geschäftsführer des On-line-Brokers ABC Bullion. Die Investoren suchten nach Anlagen, die von einer höheren Inflation profitieren könnten, sagte UBS-Analyst Giovanni Staunovo.
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Auch wenn es alles andere als ausgemacht ist, wie schnell sich die Preisspirale nach oben drehen kann, stellen sich die Investoren auf die Möglichkeit einer Geldentwertung ein. Das zeigen die Inflationserwartungen an den Kapitalmärkten. In den Vereinigten Staaten sind sie seit Ende April auf Sicht von zehn Jahren um einen Prozentpunkt auf 1,9952 Prozent gestiegen. In Deutschland ist der Vergleichswert von 0,4 auf 0,9 Prozent gestiegen. Die von der Europäischen Zentralbank (EZB) angestrebte Zielrate einer Inflation von nahe 2 Prozent rückt additionally näher.
Damit werden für Dennis Ehlert, leitender Portfoliomanager des auf Anleihen spezialisierten Vermögensverwalters Bantleon, inflationsindexierte Anleihen wieder interessanter. Die Verzinsung dieser Titel wird an die Inflationsrate angepasst. Das Risiko: Bleibt die Inflation niedrig so wie in den vergangenen Jahren, fällt die Verzinsung dieser Titel unattraktiv aus. Doch Ehlert hält dagegen: Zwar würden die aktuellen restriktiven Maßnahmen gegen die Pandemie die Inflationserwartungen vorübergehend dämpfen, aber bereits im zweiten Quartal sei wieder mit einem deutlichen Anstieg der Inflation zu rechnen. Dann sei ein Mehrertrag inflationsindexierter Anleihen von 1,5 bis 2,0 Prozentpunkten gegenüber normalen Staatsanleihen realistisch.
In der Corona-Krise sind die deutschen Sparer auf Nummer sicher gegangen. Nach Schätzung der DZ Financial institution ist die Sparquote im vergangenen Jahr auf den Höchstwert von 16 Prozent gestiegen, wie die F.A.Z. am Montag berichtet hatte. Dies sei der wichtigste Grund gewesen, warum das Geldvermögen der deutschen Privathaushalte im Jahr der Pandemie um quick 6 Prozent oder 383 Milliarden Euro auf das Rekordhoch von 7,1 Billionen Euro gestiegen ist. Durch den niedrigen Aktienanteil hätten Wertzuwächse bei Aktien wenig zum Vermögensaufbau beigetragen. „Und weil verzinsliche Anlagen kaum noch Erträge abwerfen, blieb für den Vermögensaufbau nur der mühsame Weg der Ersparnis“, schrieb DZ-Financial institution-Chefvolkswirt Michael Holstein.